Die Antwort heißt: Unsere Augen sehen genau das Richtige – nur unser Gehirn gaukelt uns etwas vor!
Dies wurde kürzlich sogar interdisziplinär zwischen Neurologen, Psychologen und – natürlich – Zauberern unter anderem durch folgenden Trick gezeigt:
Ein Täuschungskünstler wirft einen Ball mehrfach in die Luft, um ihn immer wieder aufzufangen. Den finalen Versuch aber simuliert er nur. Dabei bewegt er seine Hände jedoch noch immer wie zuvor. Doch statt den Ball loszulassen, versteckt er ihn in seiner hohlen Hand und verfolgt mit Kopf und Augen die imaginäre Flugbahn. Die meisten zuschauenden Teilnehmer des Experiments schwören, dass er den Ball ins Nichts katapultiert hat.
Mit einem Video-Verfahren, das Blickrichtungen und Blickbewegungen genau analysiert, wiesen die Experten nach: Die Probanden schauen gar nicht auf die Stelle, an der sie nach eigener Aussage den Ball verschwinden sahen. Entscheidend für die visuelle Täuschung sind nur die Kopf- und Augenbewegungen des Zauberers – also die sozialen Signale, die er gibt. Sie ziehen die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters auf die erwartete Position des Balls. Sobald der Zauberer den Ball ignoriert und beispielsweise seine Hand betrachtet – wie in einem Kontrollversuch geschehen –, fallen die Zuschauer nicht mehr auf den Trick herein.
Zwischen Sehen und Erkennen liegt folglich ein großer Unterschied. Die Augen der Zuschauer wussten, dass der Ball die Hand nicht verlassen hatte, ihr Gehirn nicht.
Dieses Phänomen liegt an den Füllfunktionen, die unser Gehirn tagtäglich für uns durchführt. Findet die Wahrnehmung der Außenwelt über unsere Sinne lückenhaft statt – und das tut sie deutlich öfter als gedacht –, füllt unser Hirn die entstandenen Lücken mit Bekanntem aus unserem Erfahrungsschatz. So sehen wir dann schon mal Bälle fliegen, die gar nicht geworfen wurden.
Fühlen Sie sich hinter´s Licht geführt? Gehen Sie mit sich und Ihrem Gehirn nicht zu hart ins Gericht. Ohne diese Filterfunktion wäre unser Alltag für uns kognitiv nicht zu bewältigen. Wir müssen keine Zeit darauf verschwenden, jedes Auto auf der Straße auszumachen, um zu verstehen, dass es wirklich ein Auto ist. Unser Gehirn erschließt die Fakten aus den vorliegenden Informationen des Gedächtnisses. Doch weil diese Methodik auf Erwartungen und Erfahrungen aufbaut, um unsere Aufmerksamkeit kanalisieren zu können, ist sie gleichzeitig empfänglich für Manipulationen.
Das also machen sich Zauberer zunutze, die uns mit der gekonnten Täuschung unseres Gehirns im wahrsten Sinne des Wortes hinters Licht führen.
Und? Wenn die Illusion gut gemacht ist, lassen wir uns diesen Bären doch gerne aufbinden.