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Wissenswert: Albrecht von Graefe, Deutschlands erster Augenarzt

Sie ehrten damit nicht allein den Gründer ihrer medizinischen Fachgesellschaft, sondern auch den Mann, der als Stammvater der modernen Augenheilkunde in Deutschland gilt.

Der 1828 in Berlin geborene Mediziner Albert von Graefe hat viele Augenkrankheiten erstmals fachlich beschrieben, so zum Beispiel die Aushöhlung des Sehnervkopfs durch den Grünen Star oder den Verschluss der Netzhautarterie, was in der Regel zur Erblindung führt. Verschiedene medizinische Phänomene tragen seinen Namen, wie der Graefe-Fleck, das Graefe-Syndrom oder der Graefe-Reflex. Die von ihm entwickelte Operationstechnik des Grauen Stars und ein spezielles OP-Gerät – das Graefe-Messer – wurden bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Augen-Operationen angewandt. Er führte auch den von dem Physiker Helmholtz entwickelten Augenspiegel in die Augenheilkunde ein. 

Mit nur 24 Jahren gründete Albert von Graefe nach seinen Medizin-, Mathematik-, Physik- und Chemiestudien eine Augenklinik in Berlin, die bald über die Grenzen Deutschlands hinaus auch als Forschungsstätte und Lehreinrichtung berühmt wurde. Als Arzt war es ihm immer wichtig, auch den sozial Schwachen eine angemessene medizinische Behandlung zukommen zu lassen. Der fachliche Austausch und die wissenschaftliche Auseinandersetzung lagen ihm sehr am Herzen. Ab 1854 erschien seine erste augenärztliche Fachzeitschrift „Archiv für Ophthalmologie“, die später in „Graefe´s Archive“ umbenannt wurde. Fortschritt und Wissenschaftlichkeit in der Medizin lassen sich nur durch Zusammenarbeit, auch über nationale Grenzen hinweg, erreichen, war Graefes Überzeugung. Zu Studienzeiten hatte er in Prag, Paris, Wien und London gelebt, das prägte sein weltoffenes Denken. 

1857 gründete er die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Seine Idee dahinter war, vielen Augenheilkundlern „einige Tage des Beisammenseins, zum Teil in wissenschaftlichen Bestrebungen und Mitteilungen, zum Teil in harmloser Muse“ zu ermöglichen. Der engagierte Arzt, Forscher und Wissenschaftler war voll positiver Lebensfreude, er fand, man solle „in dieses Leben ... möglichst viel Blumen einstreuen“. Seine Humanität und seine Persönlichkeit beeindrucken bis heute, in Berlin erinnern sein Denkmal an der Charité, die Graefe-Straße, der Graefe-Kiez in Berlin-Kreuzberg, die Graefe-Schule und sein Ehrengrab auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor an den Gründer der modernen Ophthalmologie, der 1870 mit erst 42 Jahren an Lungentuberkulose starb.