Mit Bluff und Schwindel werden in der Tierwelt Fressfeinde verjagt
Ein bisschen Schummeln ist erlaubt. Wunderschöne große Augen malen sich nicht nur die Frauen, um unwiderstehlich zu wirken. Auch in der Tierwelt wird mit großen Augen geschwindelt und geblufft. In der Zoologie nennt man augenförmige Zeichnungen, die in der Form und Färbung aussehen sollen wie echte Augen, Scheinaugen. Manchen Gattungen dienen die Augen-Attrappen zur Abschreckung, andere brauchen sie zur Balz. Schöne Augen machen viele Tiere, um ihren Feinden Angst einzujagen und so von deren Speiseplan gestrichen zu werden. Schmetterlinge suggerieren mit ihren Scheinaugen den Fressfeinden: „Flieg weiter, ich bin viel zu groß und gefährlich für dich.“ Das Tagpfauenauge, Schmetterling des Jahres 2009, ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mit schönen Scheinaugen für die eigene Sicherheit sorgt.
Augen am Hinterteil täuschen über die wahre Größe
Aber auch bei den Raupen hat die Schöpfung kreative Lösungen entwickelt, um die Art zu sichern. Als beliebte Zutat im Speiseplan heimischer Vögel sind Raupen sehr erfinderisch im Täuschen ihrer Fressfeinde. Die Anordnung ihrer Scheinaugen, seitlich am Körper oder auf dem Hinterteil, sorgt mit Absicht für Verwirrung: Wo ist denn nun vorn und wo ist hinten? Der Oleanderschwärmer führt seine hungrigen
Gegner mit blauen Augen von besonderer Schönheit in die Irre.
Wie in der Menschenwelt dienen auch bei den Tieren die Scheinaugen dazu, auf das andere Geschlecht unwiderstehlich zu wirken. Optisch schönstes Beispiel ist der Pfau aus der Familie der Fasane, dessen Weibchen ganz bescheiden in Erdfarben daherkommt. Ihn dagegen schmückt ein farbenprächtiges Federkleid mit riesigen, schön gezeichneten Schwanzfedern, die er in der Balz zum Rad ausfächert. Bis zu 1,50 Meter lang werden die Federn mit den plastisch leuchtenden, großen, blau irisierenden „Augen“. Wenn das nicht ausreicht, um Eindruck zu schinden, setzt er sie mit lautem Rasseln in Bewegung.