Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die aufgrund von Emotionen weinen können.
Unser Körper produziert die Tränenflüssigkeit über drei kleine Drüsen oberhalb des Augenwinkels. Sie besteht zum Großteil aus Eiweißen, Traubenzucker, Salz, Wasser und antibakteriellen Stoffen. Die Basaltränen des normalen Blinzelns fließen zumeist über den Tränenkanal in die Nasenhöhle ab. Die Flut an emotionalen Tränen kann das Auge auf diesem Weg aber nicht bewältigen – deshalb kullern die Tränen aus den Augen.
In Zuständen starker emotionaler Erregung produzieren wir besonders viele Eiweißstoffe. Haben wir zu viel von diesen Eiweißen in unserem Körper, kann das krank machen. Durch das Weinen werden Teile davon wieder ausgeschwemmt. Außerdem lässt sich in emotionalen Tränen ein Hormon nachweisen, das wie eine Art Beruhigungsmittel wirkt. Dieses wird beim emotionalen Weinen verstärkt produziert. Nach dem Weinen fühlt man sich häufig besser.
Wer also in Zeiten emotionaler Instabilität insgesamt weinerlich ist, zeigt eine gesunde Reaktion, die das Ziel hat, emotionalen Ausgleich zu schaffen.
Es gibt allerdings auch zahlreiche nicht-emotionale Situationen, in denen unsere Augen tränen:
Wir wissen, dass die sogenannten Reflex-Tränen unsere Augen von Staub, Schmutz und Rauch reinigen. Haben wir etwa ein Sandkorn im Auge, reinigen Tränen die Oberfläche des Auges, um es zu entfernen.
Auch auf Umwelteinflüsse wie Wind reagiert ein zu trockenes Auge wie auf einen lästigen Fremdkörper. Es schickt ans Gehirn die dringende Aufforderung, die Augenschleimhaut umgehend zu befeuchten, damit das Auge nicht noch weiter austrocknet.
Tränende Augen beim Gähnen sind ein rein physiologischer Vorgang. Durch das Gähnen wird ein bisschen Druck auf die Tränendrüsen ausgeübt. Sie sitzen unter den Augenbrauen und seitlich über dem Oberlid und geben über Tränengänge Tränenflüssigkeit ab. Tränen werden also produziert und freigesetzt. Da wir beim Gähnen jedoch die Augen zusammenkneifen – ein ebenso unwillkürlicher Reflex wie das Gähnen selbst – kann diese produzierte Flüssigkeit nirgends hin und wenn wir die Augen öffnen, sehen wir kurz verschwommen.
Der Klassiker der unwillkürlichen Tränen ist das Zwiebelschneiden. Die Augen brennen und tränen beim Zwiebelschneiden, weil die Zwiebelzellen zwei Stoffe enthalten, die erst durch das Zerstören der Zellen miteinander in Berührung kommen: Die Aminosäure Alliin, die sich in den äußeren Zellschichten befindet, und das Enzym Alliinase im Zellinneren. Wenn diese beiden Stoffe miteinander reagieren, entsteht eine reizende Substanz, die die Augen zum Tränen bringt.
Abhilfe schaffen hier ein sehr scharfes Messer, das Tragen einer Taucherbrille oder das Wässern der geschälten Zwiebel.
Übrigens: Beim emotionalen Weinen sind die Tränen eher wässriger Natur. Tränt das Auge indes, um sich zu schützen, ist die Tränenflüssigkeit leicht fetthaltig. So bleibt der Lidschlag reibungsfrei und der Augapfel beweglich.