Wissenschaft Augenheilkunde

Tropfstopp - Mit Atropin gegen die Kurzsichtigkeit bei Kindern

Weniger, als es Ihnen gut tun würde. Die Fixierung von Büchern, Bildschirmen und Spielzeugen, die alle nur eine Armlänge von den Augen entfernt sind, entspricht nicht dem, was die Natur für uns vorgesehen hat.

Eigentlich schweift der menschliche Blick evolutionär betrachtet in die Ferne, sucht den Horizont nach Beute oder Gefahren ab und verschafft Orientierung. Die Augenmuskulatur ist dementsprechend angelegt. Wenn kleine Kinder bereits die meiste Zeit Gegenstände in der Nähe fixieren, erschlafft die Augenmuskulatur, die den Augapfel für den Blick in die Ferne streckt.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft DOG informiert, dass in Deutschland etwa 15 Prozent der Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit eine Kurzsichtigkeit entwickeln. Bis zum Alter von 25 Jahren steigt die Rate auf etwa 45 Prozent.

Je früher die Kurzsichtigkeit beginnt, desto stärker wird ihr Ausmaß im Erwachsenenalter sein – ein weiterer Grund für eine frühe Intervention.

Als wirksame Therapie hat sich die tägliche Behandlung mit niedrig dosierten Atropintropfen herausgestellt.

Früher störten nach der Gabe von Atropintropfen im Rahmen von diagnostischen augenärztlichen Untersuchungen vor allem die Blendung und die Nahsichtstörung. Das hat sich dank der Optimierung der Wirkstoffkonzentration mittlerweile geändert. Forscher haben eine Konzentration gefunden, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit um bis zu 50 Prozent mindert und gleichzeitig weitgehend nebenwirkungsfrei ist. Leichte Blendungsempfindlichkeit und Nahsichtstörung bilden sich bei Absetzen der Augentropfen vollständig zurück. Das Auge nimmt hierdurch keinen Schaden.

In Deutschland wurde die Tropf-Therapie mittlerweile in die Behandlungsempfehlungen für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren aufgenommen, deren Kurzsichtigkeit pro Jahr um mindestens eine halbe Dioptrie zunimmt.

Die Eltern geben abends vor dem Zubettgehen jeweils einen Tropfen in jedes Auge. Unwillkürliches Blinzeln sorgt für eine gute Verteilung des Wirkstoffs. Nach zwei Jahren Therapiedauer entscheidet der Augenarzt, ob die Behandlung fortgesetzt werden sollte.

Die Therapie mit Atropin-Augentropfen ist in Deutschland keine Kassenleistung und wird von den Anwendern privat finanziert. Über die Kosten und den individuell zu erwartenden Nutzen informieren wir Sie gerne.

Die wirksamste Prävention gegen die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit bleibt der natürliche Blick. Täglich zwei Stunden Aufenthalt im Freien bei Tageslicht halbieren das Risiko für Kurzsichtigkeit. Längeres Fixieren in einem Abstand von weniger als 30 Zentimetern sollte vermieden werden.