Was vor einem halben Jahr passiert ist, weiß niemand genau. Irgendwann konnte die vierjährige Shamila aus dem Norden Afghanistans nicht mehr aus eigener Kraft die Augenlider öffnen. Seitdem muss das Kind, das aus einer Bauernfamilie stammt, seine Hände zu Hilfe nehmen, um die Lider zum Sehen hochzuhalten.
Damit gelingt es dem lebenslustigen und aufgeweckten Mädchen zu gehen, ohne überall anzustoßen. Doch die einfachsten Tätigkeiten sind schwierig geworden. Zum Spielen und zum Essen braucht man die Hände. Shamila muss sich heute entscheiden ob sie sehen oder handeln will.
„Das ist ein trauriger Zustand für ein Kind“, meint der Kölner Augenarzt Professor Dr. Philipp Jacobi und möchte Shamila nun helfen. Das Mädchen ist im Februar in ein SOS-Friedensdorf nach Deutschland gekommen und wird seitdem medizinisch betreut. Am Freitag der vergangenen Woche (9. März) fand eine letzte Untersuchung vor der Operation bei dem Augenarzt statt, der ein routinierter Operateur ist.
„Die Lider werden geringfügig gestrafft. Wenn Shamila dann ihren Kopf nach hinten neigt, wird sie durch die entstehende Lücke wieder sehen können“, erklärt Professor Jacobi das Operationsziel. Was man hierzulande als kosmetischen Eingriff kennt, könnte dem Mädchen helfen seine Tage wieder im Hellen zu verleben. „Dabei dürfen die Lider nur wohldosiert gekürzt werden“, beschreibt Professor Jacobi den Eingriff, „sie müssen so lang bleiben, dass Shamila trotzdem ihre Augen zum Schlafen schließen kann.“ Er hält es für möglich, dass sich die geschädigten Nerven erholen und irgendwann wieder von allein funktionieren.
Mit viel Vertrauen freut sich Shamila auf die Operation und hofft, dass sie bald wieder zu Hause mit ihren sechs Geschwistern spielen kann.