Kunst & Kultur

Sehenswert: Wirklich undercover! – die Dokumentationsstätte Regierungsbunker

Viele Gerüchte rankten sich um diesen Zufluchtsort für die Regierung, den „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung von deren Funktionstüchtigkeit“, wie die unterirdische Anlage im Amtsdeutsch offiziell hieß.

Der Zufluchtsbunker im Schiefergestein des Ahrgebirges sollte Schutz vor atomaren Waffen bieten und sich selbst mit Energie, Frischluft und Trinkwasser versorgen. Über 800 Büroräume und fast 1000 Schlafräume gab es zum Ende der Bauzeit 1972 hier, spartanisch eingerichtet, nur dem Bundeskanzler und dem Bundespräsidenten waren Einzelzimmer zugedacht. Für alle anderen rund 3000 Regierungsmitglieder, die hier Zuflucht finden sollten, waren Mehrbettzimmer vorgesehen. Gut 30 Tage sollten sie in der unterirdischen, fast 17 Kilometer langen Stollenanlage ausharren können und im Krisenfall eine dann wie auch immer aussehende Bundesrepublik von unten regieren können. Regelmäßige Nato-Übungen gab es wirklich dazu, die letzte fand 1989 statt, kurz bevor die Mauer fiel. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Anlage stückweise stillgelegt, 1997 entschloss sich die Bundesregierung, den Bunker aufzugeben, weil man keine Nutzung mehr dafür hatte. Nach den Terroranschlägen 2001 geriet der Abbau kurzfristig ins Stocken. Inzwischen sind die Stollen leergeräumt, abgebaut und versiegelt.

Aus historischen Gründen erhalten blieb vom teuersten Bauwerk der Bundesrepublik ein Bunkerstück von 203 Metern Länge, das heute als Museum „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ der Öffentlichkeit zugänglich ist und von April bis Anfang November besichtigt werden kann. 2009 wurde der Regierungsbunker von der Europäischen Kommission sogar zum Europäischen Kulturerbe erklärt.