Kunst & Kultur

Sehenswert: das Oktoberfest – Erntedank XXL

Das erste Münchner Oktoberfest wurde anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese am 12. Oktober 1810 ausgerichtet. Die vor der Stadt gelegene Theresienhöhe diente als natürliche Tribüne für die zahlreichen Zuschauer des eigens für die Hochzeitsfeier ausgetragenen Pferderennens. Die bis zu 40.000 Besucher wurden am Rande des Geschehens mit lokalen Speisen, Wein und Bier verköstigt.


1818 wurde das erste Karussell aufgestellt. Die Gewinne an den Losständen zogen vor allem die ärmeren Stadtbewohner an.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Oktoberfest immer mehr zu dem heute in aller Welt bekannten Volksfest. Es wurde zeitlich verlängert und in die wegen des Altweibersommers zumeist schönen und warmen letzten Septembertage vorverlegt. Seitdem fällt nur das letzte Wiesnwochenende in den Oktober. Von 1880 an genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. Um mehr Sitzplätze für Besucher und Raum für Musikkapellen zu schaffen, errichteten die Brauereien an Stelle der Bierbuden große Bierhallen. Gleichzeitig zog das Fest immer mehr Schausteller und Karussellbesitzer an, die für zusätzliche Unterhaltung sorgten.

Der Siegeszug des XXL-Festes für jedermann war nicht mehr zu bremsen und weitete sich im 20. Jahrhundert immer weiter aus. Die gigantische Party hat in vielen deutschen Städten bereits eifrige Nachahmer gefunden. Und so sieht man ab Mitte September auch in Frankfurt, Köln und bis hoch an die Küste die Freizeit-Bayern in Tracht mehr oder weniger sicheren Schritte über die lokale Interpretation der bayrischen Monarchen-Huldigung schreiten.


Dabei hat die eigentliche, nichtbayrische Tradition des Herbstfestes eine Jahrtausende alte Geschichte. Gerade in ländlichen Regionen wird nämlich heute vielerorts der traditionelle Erntedank mit dem modernen Oktoberfest vermischt. Das heute christlich geprägte Erntedankfest hat Wurzeln, die weit in die vorchristliche Zeit zurückreichen.
Beim Erntedankfest – traditionell gefeiert am ersten Sonntag nach dem 29. September – wird die Dankbarkeit für den Ertrag in Landwirtschaft und Gärten zum Ausdruck gebracht – und daran erinnert, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Teile der Erträge werden auf Altären präsentiert. Früher wurden reiche Erträge mit Armen und Bedürftigen geteilt. Häufig finden im Zuge des Erntedanks Straßenumzüge und Volksfeste statt. Auch beim Münchner Oktoberfest haben Elemente des traditionellen Erntedanks Einzug gehalten.
So bayrisch ist das Oktoberfest also gar nicht. Wir können es getrost in unsere Gefilde importieren.