Augen auf oder Augen zu – viele Redensarten gibt es zu den fast wichtigsten Organen des Menschen. Man verwendet sie in der Umgangssprache, ohne lang über Inhalt und Sinn nachzudenken. Warum eigentlich heißt es „jemandem Sand in die Augen streuen“? Derjenige hat dann ein Problem mit der klaren Sicht, aber woher kommt der Spruch? Er soll zurückgehen auf die mittelalterliche Fechtkunst. Ein Trick, den Gegner im Gefecht matt zu setzen, bestand darin, ihm Sand oder Staub ins Gesicht zu schleudern.
Der Spruch „Tomaten auf den Augen haben“ soll an den alten Ampelanlagen entstanden sein, wo in früheren Zeiten oft noch zusätzlich ein Verkehrspolizist seinen Dienst tat. Wenn dann ein Autofahrer trotz grüner Ampel nicht aufs Gaspedal trat, bekam er den Spruch mit den Tomaten zu hören. Das bedeutete, immer noch Rot zu sehen, obwohl die Anlage schon längst auf Grün stand.
Der Redensart „wie Schuppen von den Augen fallen“ liegt die mittelalterliche Vorstellung zugrunde, dass Blindheit durch Schuppen auf den Augen verursacht wird, die man einfach durchstechen kann. Im Mittelalter wurde der Graue Star mit der Starstichnadel behandelt, mit ihrer Hilfe drückte der Starstecher die Linse auf den Grund des Augapfels und machte so die Sicht wieder frei. Wem also die Schuppen von den Augen fallen, der hat nicht nur optisch, sondern auch im übertragenen, geistigen Sinne die Sicht wieder frei für Wesentliches oder Neues.
Wer ein Auge zudrückt, ist großzügig und tolerant und übersieht eine Unregelmäßigkeit oder einen Fehler wohlwollend. Auch diese Redensart ist Jahrhunderte alt, im altdeutschen Recht soll in milden Fällen ein einäugiger Gerichtsbote auf einem einäugigen Pferd dem Angeklagten das Urteil überbracht haben. So wurde demonstriert, wie nachsichtig das Auge des Gesetzes war.