Das Sehen

Piloten müssen Rot sehen

Farbenfehlsichtigkeit kann die Berufswahl einschränken

Wir sehen einen strahlend blauen Himmel, sattgrünes Gras, knallrote Tomaten, und jeder Mensch nimmt die Farben in einer anderen Weise wahr. Farben sehen ist keine absolute Größe, jeder sieht sie unterschiedlich, weil die Verarbeitung in den Sinneszellen des Auges individuell ist. Ein und derselbe Farbton kann daher von zwei verschiedenen Menschen auch unterschiedlich beurteilt werden. Wir sehen Farben, weil wir Licht in Abhängigkeit von dessen Spektrum verschieden wahrnehmen. Das Auge verfügt über verschiedene Typen von Lichtsinneszellen, die von den unterschiedlichen Wellenlängen des Lichtes gereizt werden. Aus dem Erregungsmuster dieser Zellen bildet das Gehirn seine Farbempfindung.

Die Farbrezeptoren im Auge sind die Zapfen. Drei Typen können unterschieden werden, jede Zapfenart hat eine spezifische spektrale Empfindlichkeit. Die L-Zapfen (L für Long) sind für längere Wellenlängen empfindlich. Das Absorptionsmaximum liegt bei etwa 560 nm (Nanometer), was einem grünlichen Gelb entspricht. M-Zapfen (M für Medium) sind empfindlich für mittlere Wellenlängen. Das Absorptionsmaximum liegt hier bei etwa 530 nm, entsprechend einem Gelbgrün. S-Zapfen (S für Short) sind empfindlich für kürzere Wellenlängen. Das Absorptionsmaximum liegt bei etwa 420 nm, einem Blau. Die drei Farb-Rezeptoren vermitteln die Grundfarben Rot, Grün und Blau; die Mischung ergibt den Sinneseindruck Farbe. So entsteht zum Beispiel die Farbe Gelb im Gehirn durch die Anregung der Rezeptoren für Rot-Sehen und Grün-Sehen. Bei Farbenfehlsichtigkeit ist die Funktion von mindestens einem dieser Rezeptoren eingeschränkt.

Bei Farbblinden fehlen die Zapfen teilweise. Da das Licht, das die L-Zapfen anregt, hauptsächlich im roten Spektralbereich liegt, können Menschen ohne L-Zapfen kein Rot sehen. Bei den anderen fehlen die M-Zapfen, sie haben mit der Farbe Grün Schwierigkeiten. Männer sind erstaunlicherweise öfter farbenfehlsichtig als Frauen. Die Grünschwäche kommt häufiger vor als eine Rotschwäche, Blauschwäche und totale Farbenblindheit sind äußerst selten. Mit speziellen Brillen oder Linsen lässt sich die Farbenfehlsichtigkeit leicht korrigieren. Wer Pilot, Zugführer oder Kapitän werden möchte, muss allerdings alle Farben einwandfrei erkennen können – oder auf diesen Beruf verzichten.