Faszinierend – und meist mit einem Schmunzeln abgetan.
Wir wollen der Sache auf den Grund gehen: Wie funktioniert eine optische Täuschung und welcher Teil unserer Wahrnehmung setzt zum Beispiel statische Bilder in Bewegung?
Schuld an der optischen Täuschung sind nicht unsere Augen, sondern unser Gehirn.
Es gibt unterschiedliche Arten von optischen Täuschungen, die auf verschiedene wahrnehmungspsychologische Grundlagen zurückzuführen sind.
Bei sogenannten Bewegungsillusionen werden die Hintergrundelemente des Bildes, die vom Auge nicht fokussiert werden, so angeordnet, dass sie keinen Anhaltspunkt für die räumliche Lage der vordergründigen Bildelemente bieten. Das Gehirn interpretiert die fehlende Verankerung als Bewegung.
Der Klassiker der optischen Täuschungen ist die „Müller-Lyersche Pfeiltäuschung“. Je nach Ausrichtung der seitlichen Pfeilspitzen wirken die von ihnen begrenzten Linien unterschiedlich lang, obwohl sie tatsächlich die exakt gleiche Länge aufweisen.
Wiederum ist unser Gehirn ein schlechter Berater. Es setzt das Gesehene in einen ihm bekannten Zusammenhang von Stauchung und Streckung.
Das Gehirn interpretiert also die vom Auge aufgenommenen Sinneseindrücke, während das Auge quasi als Werkzeug die Informationen „nur“ aufnimmt und weiterleitet.
Das Gehirn greift bei der Interpretation des Wahrgenommenen auf Erfahrungswerte zurück. Aus Erinnerungen vergangener Eindrücke werden aktuell sinnvolle Eindrücke „konstruiert“. So liefert das Auge beispielsweise Informationen über ein aufrechtes, längliches braunes Objekt mit vielen kleinen grünen Objekten an seinem oberen Ende. Erst das Gehirn setzt diese Informationen zu einem Baum zusammen, weil wir zuvor schon viele Bäume gesehen haben, die in das wahrgenommene Raster passen.
Auf diese Weise ist das Gehirn stets bestrebt, allem, was wir sehen, eine möglichst sinnvolle Bedeutung zuzuschreiben.
Fehlen dem Gehirn einzelne Informationen, die es benötigt, um das Gesehene passend zu kategorisieren, wird es kreativ und füllt Wahrnehmungslücken mit dem naheliegendsten Szenario auf.
Eine optische Täuschung sozusagen im XXL-Format passiert regelmäßig, wenn wir Filme sehen. Gerade um Spannung aufzubauen, werden in Filmen Schnitte und Handlungssprünge eingebaut. Betrachter sind später sicher, bestimmte Szenen und Handlungen im Film gesehen zu haben, obwohl diese gar nicht gedreht wurden. Das Zuklappen einer Tür zum Beispiel wird vom Gehirn sinnvoll ergänzt, wenn es einem Filmschnitt „zum Opfer gefallen“ ist. Im Nachhinein ist es dem Betrachter vielfach nicht mehr möglich, die konkrete optische Wahrnehmung von der interpretierenden Gehirnleistung zu unterscheiden.
Optische Täuschungen passieren uns also viel öfter, als wir sie überhaupt erkennen und als solche wahrnehmen. Lehnen wir uns also zurück und lassen Augen und Gehirn ihre Arbeit machen – wir wünschen gute Unterhaltung.