Kinder werden am Ende der zahlreichen Martinszüge gerne mit süßen Weckmännern vom Heiligen Martin höchstpersönlich – oder zumindest einem neuzeitlichen Nachahmer – belohnt.
Ein schöner Brauch, der Licht in die häufig trüben Novembertage bringt und uns langsam auf die Adventszeit einstimmt. Aber was und wer steckt eigentlich hinter der Geschichte des „Hillije Zinte Mätes“, wie die Kölner den Heiligen nennen?
Zur Heiligsprechung bedarf es der aktiven Beteiligung des Anwärter an einem Wunder, meist ein Heilungswunder, oder das Durchlaufen eines Martyrium. Außerdem muss der potenzielle Heilige bereits verstorben sein.
Diese Grundvoraussetzungen erfüllte Martin von Tours, der im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt Bischof in Tours an der Loire war.
Mit 36 Jahren getauft, verkörperte Martin von Tours als asketisch lebender Mönch und Nothelfer das spätantike Ideal eines Priesters und wurde im Jahr 372 zum Bischof von Tours geweiht. Dem Leben in der Stadt zog er allerdings die Zurückgezogenheit in einer Holzhütte außerhalb der Stadtmauern vor. Hier entstand schon zu seine Lebzeiten das ihm später gewidmete Kloster Saint-Martin de Ligugé.
Überlieferungen über gütige und heilende Taten von Martin von Tours gibt es viele. Er war bereits zu Lebzeiten als Wohltäter für Arme und Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit bekannt. Die eigentliche die Heiligsprechung rechtfertigende Tat soll sich wie folgt ereignet haben:
Ab 334 war Martin Soldat der kaiserlichen Garde in Amiens. Die Gardisten trugen über dem Panzer die Chlamys, einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, der im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert war. Der rote Martinsmantel ist demnach wohl eher ein Produkt künstlerischer Freiheit.
An einem Tag im Winter begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte. Hierdurch erweist sich Martin von Tours im Sinne des Matthäus-Evangeliums als Jünger Jesu nachdem er die Gewissensprüfung durch Jesus in Gestalt des Bettlers bestanden hat.
Nach dem Tod von Martin von Tours wurden ihm unter anderem auch Totenerweckungen zugeschrieben. Martin wurde fortan als Schutzpatron Frankreichs und Heiliger verehrt.
Eine weitere Überlieferung besagt, dass Martin im Jahr 371 in der Stadt Tours von den Einwohnern zum Bischof ernannt werden sollte. Martin, der sich des Amtes unwürdig empfand, habe sich in einem Gänsestall versteckt. Die aufgeregt schnatternden Gänse verrieten aber seine Anwesenheit, und er musste das Bischofsamt annehmen. Davon leitet sich der heutige Brauch der Martinsgans ab.