Bei einer Amblyopie sendet jedes Auge ein anderes Bild ans Gehirn. Ursache können Schielen oder unterschiedliche Sehstärken auf den Augen sein. Das Gehirn verarbeitet nur die Bilder des scharf sehenden Auges, das andere wird nicht mehr trainiert.
Wie bei allen Sehschwächen im Kindesalter ist es außerordentlich wichtig, dass die Erkrankung möglichst früh erkannt und behandelt wird. Die Sehentwicklung ist ein Jahre dauernder Prozess, der ungefähr im Teenageralter abgeschlossen und dann auch nicht mehr revidierbar ist.
Wir ermuntern daher alle Eltern, die Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder gewissenhaft wahrzunehmen.
Wird eine Schwachsichtigkeit oder Amblyopie diagnostiziert, hängt es von ihrer Ausprägung ab, zu welcher Therapie der behandelnde Arzt greift. Manchmal reicht schon eine korrigierende Brille, um die Sehschwäche auszugleichen. Oder das besser sehende Auge wird für bestimmte Zeiträume mit einem speziellen Pflaster abgeklebt (Okklusionsbehandlung). Den Kindern ist diese Methode oft lästig. Sie müssen gut vorbereitet und motiviert werden, um mitzumachen und den dauerhaften Therapieerfolg zu sichern.
Damit die tatsächlichen Tragezeiten des Augenpflasters objektiver kontrolliert werden können, entwickeln Forscher des Fraunhofer Instituts für Biomedizinische Technik gerade gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern eine elektronische Sehhilfe mit sensorischem Feedback. Über Sensoren in den Brillenbügeln kann die Abdeckung des Auges situationsbedingt gesteuert werden, die gesammelten Daten werden in einer digitalen Patientenakte gespeichert. Der behandelnde Augenarzt erfährt so genau, wann und wie lange das Auge abgedeckt war und kann seine Therapie entsprechend individualisieren. Die Sensorikbrille ist inzwischen entwickelt, erste Tests sind für das zweite Quartal 2019 geplant.
Ein weiteres EU-weites Projekt, an dem auch die Frankfurter Augenklinik beteiligt ist, untersucht, wie Computerspiele in die Behandlung von schwachsichtigen Kindern eingebaut werden können. Auf der Basis neurowissenschaftlicher Untersuchungen haben die Forschungsgruppen des EU-Projekts Computerspiele entwickelt, die das schwachsichtige Auge und auch die beidäugige Zusammenarbeit trainieren. Bei der Therapie am Bildschirm wird das schwache Auge durch einen hohen Bildkontrast stimuliert, gleichzeitig muss das starke Auge mit einem reduzierten Bildkontrast zurechtkommen. Diese Spiele werden nun in der Forschungseinheit „Sehstörungen im Kindesalters“ an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt am Main erprobt.
Von dem neuen Therapieansatz verspricht man sich nicht nur eine höhere Wirksamkeit, sondern hofft auch, dass die Kinder wegen der anregenden Spiele die Therapie besser einhalten. Allerdings warnen die Forscher vor zu hohen Erwartungen, weil die bisher in den Studien erworbenen Erkenntnisse erst noch in weiteren Untersuchungen gefestigt werden müssen.