Knecht Ruprecht, der schwarze Piet, Beelzebub, Hans Muff - viele verschiedene Namen kennt der Volksmund für ein und denselben Rüpel. Dunkel gekleidet, bucklig und mit einer schlagbereiten Rute ausgestattet hat Ruprecht schon so manchen Heiligenbesuch im Advent in ein Tränenbad verwandelt.
Wir erklären den schlechten Ruf des Knechtes aus früheren Zeiten.
In seinen zahlreichen Gestalten und mit unterschiedlichen Namen hat die Figur des Knecht Ruprecht ihre Daseinsberechtigung im Christentum wohl in der spätmittelalterlichen Kindererziehung bekommen. Diese wurden durch Androhung von Strafe und Züchtigung zur Frömmigkeit und zum Gehorsam ermahnt. Vielerorts wurde Ruprecht sogar zum Teufel, der aufsässige Kinder entführte und fraß.
Kinder sollten sich ihrer Sache einfach nie zu sicher sein. Schließlich konnten Anstrengung und Gehorsam der Kinder über Erfolg und sozialen Status ganzer Familien entscheiden und Tugenden wie Häuslichkeit, Fleiß und Verantwortungsbewusstsein die Versorgung der Eltern bis an deren Lebensende sichern.
In reformierten Gegenden verschmolzen Nikolaus und Ruprecht vielfach zu einer einzigen Person, die urteilt und Gerechtigkeit walten lässt - in Form von Belohnung oder eben Strafe.
Die Verknüpfung von Freude mit einem entsprechenden moralischen Gegenspieler ist in der christlichen Kultur durchaus verbreitet. Der Fastnacht folgt mit Verbrennung des Nubbels die Fastenzeit, das Osterfest wird mit der Passion begonnen.
Warum gerade der heilige Nikolaus und der Knecht Ruprecht zueinander fanden, ist nicht umfassend geklärt. Viele erkennen in der Figur den Knecht der Frau Perchta aus der germanischen Mythologie. Diese war eine Richterin, die über das Schicksal fauler und fleißiger Menschen entschied. Sie schickte zur Wintersonnenwende, also um den 21. Dezember, ihren Knecht los, um faule und unsoziale Menschen zu bestrafen.
Die Verbindung von heidnischen und christlichen Bräuchen findet sich in zahlreichen kirchlichen Festen und der Art und Weise, diese zu feiern, wieder.
Heute bestraft Knecht Ruprecht keine Kinder mehr - zumindest die Rute hat ausgedient. Und wenn er dem einen oder anderen Kind doch noch einen Schauer über den Rücken treibt, dann ist die Freude über die Geschenke vom Nikolaus hoffentlich umso größer.