In der Medizin sieht das allerdings ein bisschen anders aus. Denn der Organismus von Männern und Frauen arbeitet und reagiert durchaus verschieden.
Dieser kleine Unterschied erstreckt sich offenbar bis hin zum Sehen. Die umgangssprachliche rosarote Brille spielt dabei klischee-treu ihre Rolle. Denn man geht nach neuesten Forschungen davon aus, dass Frauen die Welt in wärmeren Tönen und mit mehr Farbabstufungen und statischen Details sehen können, als Männer es tun. Die sind dafür besser in der Wahrnehmung von schnellen Bewegungen und Kontrasten. Sie sehen – einfach ausgedrückt – schärfer und räumlicher.
Die Farbwahrnehmung ist bei Männern und Frauen qualitativ etwa gleich gut, aber eben nicht gleich. Männer sehen im Durchschnitt blaustichiger und Frauen rotstichiger. Die kurzen Wellenlängen des blauen Lichts ergeben ein kaltes Licht, während rote Töne als warm wahrgenommen werden.
Es wird vermutet, dass die unterschiedliche Sicht auf die Dinge mit der Konzentration an Testosteron erklärt werden kann, das im männlichen Organismus in deutlich größerer Menge vorliegt als im weiblichen. Von dem Hormon weiß man, dass es vor der Geburt die Bildung von Gehirnzellen im Sehzentrum und von Nervenverbindungen fördert.
Bekannt ist außerdem, dass Männer zehn Mal häufiger an einer Rot-Grün-Schwäche, der umgangssprachlichen Farbenblindheit, leiden. Diese wird durch eine Oberflächenveränderung auf dem X-Chromosom ausgelöst, das auch über das Geschlecht eines Menschen entscheidet.
Warum die unterschiedlichen Sichtweisen bei Männern und Frauen genau so angelegt sind, ist allerdings noch nicht erforscht. Es wird angenommen, dass die evolutionär zugedachten Rollen des Jagens und Sammelns im Gegensatz zur Aufsicht über Kinder und Höhle die Verschiedenheiten prägen.
Da hat die Evolution wohl noch Nachholbedarf!