Bei einer Graue-Star-OP wird die altersbedingte Linsentrübung durch die Implantatierung einer hochmodernen Kunstlinse (Monofokal- oder Multifokallinse) behandelt und so die Sehfähigkeit wiederhergestellt. Die Operation wird ambulant durchgeführt, ist schnell und sicher und wird in Kombination mit Monofokallinsen von den Krankenversicherungen getragen.
Eine im Dezember 2021 veröffentlichte Langzeitstudie der Universität von Washington in Seattle, USA kommt zu dem Schluss, dass eine Operation des Grauen Stars bei älteren Menschen auch das Risiko, an Demenz zu erkranken, um rund 30 Prozent senken kann.
Im Rahmen einer Untersuchung von 3000 Teilnehmern im Alter von durchschnittlich 74 Jahren und mit einem diagnostizierten Grauen Star unterzog sich knapp die Hälfte der Teilnehmer einer Kataraktoperation. Bei diesen 1482 Menschen war das Risiko für eine Demenz im Vergleich zu der nicht operierten Gruppe um 29 Prozent reduziert.
Damit ist eine Kataraktoperation der derzeit effektivste Schutz vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.
Doch wie genau hängt das zusammen?
Es wurde bereits in früheren Studien bewiesen, dass die Beeinträchtigung von Sinneswahrnehmungen, etwa durch Sehschwäche und Schwerhörigkeit, das Demenzrisiko erhöhen kann. Der Zusammenhang wird klar, wenn man Demenz darüber definiert, dass den Erkrankten die Selbstwahrnehmung in einem zeitlichen, räumlichen und sozialen Kontext verloren geht. Sind die Sinneswahrnehmungen eingeschränkt, ist diese kontextuelle Wahrnehmung grundsätzlich schwieriger herzustellen.
Menschen mit Grauem Star haben eine starke Einschränkung ihrer Sehleistung und passen ihre Lebensweise entsprechend an. Weniger Sport und Bewegung sowie verringerte soziale Interaktion sind Folgen, die das Risiko an Demenz zu erkranken erhöhen.
Des Weiteren ist belegt, dass blaues Licht viele Bereiche im Gehirn anregt und kognitive Fähigkeiten fördert. Wird es nicht mehr oder nur noch vermindert aufgenommen, führt dies zu einer beschleunigten oder verstärkten Neurodegeneration. Ein Zusammenhang zwischen den sogenannten “ipRGCs - Intrinsically photosensitive retinal ganglion cells” - also einer verminderten Aufnahme von blauem Licht - als Symptom einer Katarakt und demenziell degenerativen Gehirnveränderungen konnte von den Wissenschaftlern hergestellt werden.
Eine Heilung von Demenz und Alzheimer ist derzeit nicht möglich. Es gibt einige vielversprechende Medikamente, die zumindest das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen können. Weltweit sind aktuell rund 46 Millionen Menschen an Demenz erkrankt.
Eine regelmäßige augenärztliche Vorsorge kann helfen, eine beginnende Katarakt frühzeitig zu entdecken und effektiv zu therapieren.