Das Sehen

Die Woche des Sehens – Lebensperspektiven bei Sehkraftverlust

 

Das kostbare Augenlicht bleibt heute vielen Menschen lange erhalten – dank des medizinischen Fortschritts. Was früher unheilbar war, kann inzwischen gut behandelt werden. Was noch vor Jahrzehnten unweigerlich zur Erblindung führte, ist heute durch hochmoderne Operationsverfahren gut zu therapieren.

Der Graue Star oder Katarakt wird mittler-?weile in Deutschland zwischen 600.000 und 800.000 Mal operiert, es ist einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe. Dabei ersetzt man die getrübte Linse durch ein künstliches Linsenimplantat und erhält so dem Patienten die Sehkraft. 1997 gab es die ersten faltbaren Multifokallinsen, die nicht nur das Sehen wieder ermöglichen, sondern gleichzeitig die Brille ersetzen. Bereits 1999 setzte der Kölner Professor Dr. Philipp Jacobi als einer der ersten weltweit erstmals Multifokallinsen bei Kleinkindern ein, denn auch Kinder können bereits am Grauen Star erkranken. Die künstlichen Linsen können lebenslang im Auge bleiben.

Auch die feuchte Altersbedingte Makuladegeneration ist heute gut behandelbar. Neue Medikamente und Lasertechniken können die Krankheitsentwicklung stoppen. Genauso kann das Glaukom, früher Grüner Star genannt, heute gut therapiert werden. Hier – wie bei allen anderen Augenerkrankungen – ist die rechtzeitige Diagnose wichtig. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die inzwischen für den Patienten fast ganz ohne Nebenwirkungen, schmerzfrei und rasch durchgeführt werden können, schützen und sichern die Sehkraft.

Doch auch mit Sehkrafteinschränkungen ist ein weitgehend normales Leben noch möglich. Viele technische Hilfsmittel für Haushalt und Beruf erleichtern sehbehinderten Menschen den Alltag. Jeder kennt den weißen Blindenlangstock, mit dessen Hilfe sich ein Sehbehinderter orientieren und Hindernisse erkennen kann. Weniger bekannt sind vielleicht „sprechende“ Haushaltsgeräte, die für Sehbehinderte leichter zu handhaben sind als Knöpfe und Schalter. So gibt es zum Beispiel Mikrowellen mit sprachgesteuerter Bedienführung, Bügeleisen mit tastbaren Markierungen für Dampfstärke und Temperatur oder Personen- und Küchenwaagen mit Sprachausgabe.

Auch kleine Haushaltshilfen wie die Messbecher mit einer Skala, die sowohl von innen als auch von außen gut abtastbar ist, oder Füllstandsanzeiger für Gefäße, die piepsen, wenn die eingestellte Füllhöhe erreicht ist, und einen Dauerton vor dem Überlaufen von sich geben, machen sehbehinderte Menschen selbstständig und unabhängig von der Hilfe anderer. Die Sockenhalter, die Strümpfe paarweise auch beim Wäschewaschen zusammenhalten, kann allerdings jeder gut gebrauchen – ob nun mit oder ohne Brille.

Mit der „Woche des Sehens“ vom 8. bis 15. Oktober 2014 möchten Augenärzte, Selbsthilfeorganisationen und internationale Hilfswerke auf die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit und die Lage blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam machen.