Die vorausgegangene Diagnose lautete Grauer Star. Diese Bezeichnung für die meist im fortgeschrittenen Alter eintretende Trübung der Augenlinse existiert wahrscheinlich ebenfalls schon seit vorchristlicher Zeit.
Die Prozedur des Starstechens war über Jahrtausende hinweg allerdings wenig erfolgversprechend, äußerst schmerzhaft und wegen mangelnder Hygiene sogar ausgesprochen gefährlich für den Patienten. Eine Erblindung andererseits, die wahrscheinliche Folge eines unbehandelten Grauen Stars, stellte allerdings für die Betroffenen über einen ebenso langen Zeitraum ein sicheres und schleichendes Todesurteil dar, da frühere Gesellschaften kaum Kapazitäten für Wohlfahrt und Nächstenhilfe übrig hatten. Der Starstich hingegen bot eine geringe Chance auf vorübergehende Besserung der Sicht und eine Fristverlängerung für ein eigenständiges Leben.
Und so konsultierte man reisende Starstecher, die Dörfer und Städte beispielsweise an Markttagen besuchten und Betroffene vor staunendem Publikum ohne Betäubung behandelten. Die Starstecher boten ihre Dienste meist breit gefächert an. So arbeiteten sie gleichzeitig als Wundarzt, Händler oder Gaukler.
Sterilisierende hygienische Maßnahmen waren noch nicht bekannt, und so wurden ungereinigte Instrumente für den Eingriff verwendet. Als man etwa ab dem 17. Jahrhundert eine Vorstellung von der Bedeutung der Hygiene bei der medizinischen Behandlung bekam, gingen die damals bereits professionellen Starstecher dazu über, ihre Nadeln vor dem Gebrauch gründlich abzulecken, um sie sauber und schlüpfrig zu machen.
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts veränderte die Arbeit des französischen Arztes Jaques Daviel die Behandlung des Grauen Stars. Er entwickelte die Methode der Linsenentfernung, die die Grundlage der modernen Kataraktchirurgie darstellt.
Heute können sich Katarakt-Patienten auf eine äußerst sichere, minimalinvasive und schmerzfreie operative Behandlung verlassen, die durch den Einsatz hochmoderner Kunstlinsen eine sehr gute und andauernde Sehqualität wiederherstellen kann.