In den meisten Fällen ist eine Abflussbehinderung des Kammerwassers die Ursache einer Augeninnendruckerhöhung. Im Normalfall fließt das Kammerwasser über das Trabekelwerk und den Schlemm‘schen Kanal aus dem Auge in den venösen Kreislauf. Ist der Zugang zum Trabekelwerk durch einen engen Kammerwinkel verhindert, spricht man von einem Engwinkelglaukom. Ist der Kammerwinkel hingegen offen, handelt es sich um ein Offenwinkelglaukom.
Beim Offenwinkelglaukom wird noch einmal zwischen einer primären und eine sekundären Form unterschieden. Beim primären Offenwinkelglaukom ist der Kammerwinkel nicht pathologisch verändert, also
„offen“. Das Kammerwasser kann eigentlich abfließen, wird aber von einem aufgrund der Gewebestruktur
nicht ausreichend durchlässigen Trabekelwerk aufgehalten. Es kommt zu einem Stau und zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks.
Beim sekundären Offenwinkelglaukom ist der eigentliche Vorgang ähnlich, allerdings ist das Trabekelgewebe selbst nicht krankhaft verändert, sondern wird durch Ablagerungen „verstopft“. Die Gründe für die Ablagerungen können wiederum vielfältig sein und werden bei einer eingehenden Diagnostik genau ermittelt.
Beim Engwinkelglaukom ist der Kammerwinkel, in dem das Trabekelwerk liegt, so spitz geformt, das die verbleibende Lücke nicht ausreicht, um das Kammerwasser in ausreichender Menge abfließen zu lassen.
Da sich die Augenlinse mit zunehmendem Alter vergrößert und verhärtet, entsteht bei vielen Patienten diese Form des Glaukoms um das 50. bis 60. Lebensjahr herum als Teil eines natürlichen Alterungsprozesses. Auch
gibt es für das Engwinkelglaukom eine genetische Prädestination, da es häufig generationsübergreifend
in Familien auftritt.
Bei einer angeborenen Fehlformung des Kammerwinkels kann der Grüne Star bereits bei Kindern kurz nach der Geburt auftreten oder sich im Laufe der ersten Lebensjahre zeigen.
Ein akuter Glaukomanfall ist der vollkommene Verschluss des Kammerwinkels ohne möglichen Abfluss des Kammerwassers. Innerhalb von Stunden steigt der Augeninnendruck massiv an. Der Patient nimmt starke Augenschmerzen, Schwindel und Kopfschmerzen wahr. Das Auge wird rot und die Pupille verzieht sich. In diesem Fall muss umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden, der mittels einer Laserbehandlung den Abfluss des Kammerwassers durch Punktion der Regenbogenhaut wiederherstellen kann.