Der Brauch hat Tradition. Die Ahnenliste des Kölner Dreigestirns geht bis in das Jahr 1870 zurück. Seit 1823 gab es bereits den Held Karneval, der erst nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 zum Prinz wurde. Ihm wurde in den ersten Jahren die Prinzessin Venetia zur Seite gestellt. Die Figur war nur unregelmäßig im Karneval zu sehen und verschwand bald wieder. Bauer und Jungfrau erschienen in den ersten Jahren nur dann im Rosenmontagszug, wenn sie sich in das jeweilige Motto integrieren ließen.
Das Kölner Dreigestirn wird von den Karnevalsvereinen gestellt, die dem Festkomitee Kölner Karneval unterstehen, und besteht in der Regel jeweils aus Mitgliedern einer einzigen Gesellschaft.
Jedes Jahr wird ein neues Dreigestirn ernannt. Ab dem offiziellen Beginn der Session am 11. November herrscht der Jeck, die Prinzenproklamation findet aber erst Anfang Januar statt.
An Weiberfastnacht eröffnet das Dreigestirn um 11:11 Uhr in der Kölner Altstadt den Straßenkarneval. Begleitet wird das Dreigestirn während der Aufzüge und im Rosenmontagszug von der Prinzen-Garde Köln 1906 e.V. sowie von der EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e.V.
Das Dreigestirn wird traditionsgemäß durch Männer dargestellt.
“Seine Tollität”, der Prinz, ist der höchste Repräsentant des Kölner Karnevals. Zur Proklamation erhält er vom Oberbürgermeister der Stadt seine närrischen Insignien. Beim Rosenmontagszug gebührt ihm der letzte und prunkvollste Wagen.
“Seine Deftigkeit", der Bauer, symbolisiert die Wehrhaftigkeit der Stadt. Als Wahrer und Aufpasser trägt er den Stadtschlüssel und einen Dreschflegel.
“Ihre Lieblichkeit”, die Jungfrau, stellt die schützende Mutter Colonia dar. Da die Mitgliedschaft in Karnevalsgesellschaften früher nur für Männer erlaubt war, wird die Rolle grundsätzlich – bis auf wenige historische Ausnahmen – durch Männer besetzt. Allerdings ist das Tragen eines Bartes während der Session für die Jungfrau des Dreigestirns nicht erlaubt. Sie tritt im Karneval mit einem Spiegel in der Hand auf und fährt im Rosenmontagszug zusammen mit dem Bauer auf einem Prunkwagen.
Während einer Session bestreitet das Kölner Dreigestirn etwa 400 Auftritte, viele davon in sozialen Einrichtungen.
Seit 1965 gibt es außerdem ein Kinderdreigestirn, das in jugendlicher Besetzung – die Jungfrau wird hier durch ein Mädchen verkörpert – Schulen, Kinder- und Senioreneinrichtungen und Karnevalsveranstaltungen besucht.
Langweilig wird es dem Kölner Dreigestirnen sicher nicht. Außer vielleicht im Jahr 2021, in dem der Karneval pandemiebedingt ausfallen musste. Dafür hatten die Hoheiten – historisch einmalig – eine doppelte Amtszeit und konnten ihren Dienst im Folgejahr verrichten.