Die Mode erfindet zu jeder Saison neue, phantasievolle Farbschattierungen: aquamarin, rosé, petrol, cyclam. Man muss die Farbe allerdings schon sehen, um zu wissen, welcher Ton nun gemeint sein könnte. Ein normalsichtiger Mensch kann mehr als 5000 verschiedene Farbarten unterscheiden.
Das Farbensehen gelingt über unterschiedliche Rezeptoren im Auge. Diese Photorezeptoren, die auf der Innenseite der Retina liegen, werden unterteilt in Stäbchen und Zapfen. Über 100 Millionen Stäbchen besitzt das menschliche Auge, sie sind für das Schwarz-Weiß-Sehen und das nächtliche Sehen (wenn alle Katzen grau sind) verantwortlich. Vorwiegend am Rande der Netzhaut platziert, helfen sie uns, in der Dunkelheit zurechtzukommen. Ist ihre Funktion gestört, spricht man von Nachtblindheit.
Die Zapfen, von denen es immerhin sechs Millionen gibt, sind für das Farbensehen und das Sehen am Tage zuständig. Sie sind weniger lichtempfindlich und deshalb sozusagen für den „Nachtdienst“ weniger ge-eignet. Es gibt verschiedene Sorten von Farbrezeptoren, jede Zapfensorte reagiert empfindlich auf einen bestimmten Farbbereich. Jede Farbe besitzt bestimmte Lichtwellen, so hat Blau beispielsweise kurze, Rot lange Wellen. Die Zapfen verarbeiten jeweils eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes und geben diese Information an das Gehirn weiter. Reflektiert eine Oberfläche nur kurze Wellen, dann ist sie blau, gibt sie lange Lichtwellen wieder, sehen wir rot. Reflektiert eine Oberfläche unter-schiedlich lange Lichtwellen, entstehen Mischfarben wie Gelb, Braun oder Violett.
Bei Menschen mit einer Farbenfehlsichtigkeit ist die Funktion der Rezeptoren eingeschränkt. Wenn die für bestimmte Farben zuständigen Zapfen sogar fehlen (was genetisch sehr selten vorkommt), dann nimmt der Betroffene die Farbe Rot oder Grün gar nicht wahr. Farben zu sehen und einen roten Apfel im grünen Laub zu entdecken, hat den Menschen evolutionsgeschichtlich die Nahrungssuche erleichtert und ihren Speisezettel angenehm bereichert.