Das Sehen

So gesehen - Wann sind Kinderaugen ausgewachsen?

Bei der Geburt sind Kinderaugen in der Regel weitsichtig. Säuglinge starten mit einer Sehschärfe von weniger als zehn Prozent ins Leben. Die Zapfen im Zentrum ihrer Netzhaut sind noch nicht ausgereift, weshalb weniger Licht absorbiert wird. So erkennen Babys nur starke Kontraste und kaum Farben. Mit einem Jahr liegt die Sehschärfe je nach Messverfahren aber schon bei 20 bis 30 Prozent, mit vier Jahren bei annähernd 100 Prozent. Auge, Linse und Hornhaut stimmen sich in der Wachstumsphase in Länge und Stärke permanent aufeinander ab wie optische Geräte, die sich neu justieren.

Das Wachstum endet bei der sogenannten Normalsichtigkeit um das sechste bis neunte Lebensjahr. Wächst das Auge aber weiter in die Länge, kommt es zur Kurzsichtigkeit, fachlich Myopie genannt. 

Eine Kurzsichtigkeit fällt meistens erst dann auf, wenn ein Kind Gegenstände oder Personen in der Ferne immer später und schlechter erkennt als andere. Dabei liegt Kurzsichtigkeit in der Familie. Sind die Eltern selbst kurzsichtig, besteht auch für das Kind ein erhöhtes  Risiko, kurzsichtig zu werden. Ist nur ein Elternteil kurzsichtig, liegt dieses Risiko bei etwa 30 Prozent, bei zwei kurzsichtigen Eltern bei 60 Prozent. 

Wichtig für die Entwicklung einer guten Sehkraft sind neben der genetischen Veranlagung aber auch Umwelteinflüsse wie Bildung, Beruf und Freizeitgestaltung. Es ist mittlerweile unstrittig, dass Sehgewohnheiten einen Einfluss auf das Wachstum des Auges ausüben können. Menschen, die im Kindesalter und als junge Heranwachsende viel lesen, haben ein größeres Risiko, kurzsichtig zu werden. Dabei spielen sowohl die Lesedauer, als auch der Leseabstand und die Beleuchtung beim Lesen eine Rolle. Als ungünstig gelten das ununterbrochene Lesen über 30 Minuten und mit einem geringen  Abstand der Augen vom Text unter 30 Zentimeter.

Im Gegensatz dazu wirken sich andauernde Aufenthalte an der frischen Luft positiv auf die Entwicklung der Augenmuskulatur aus. Beim längeren Aufenthalt an der frischen Luft schaut das Auge meist in die Ferne und nicht auf Objekte in der Nähe.

Kinderaugen sind spätestens dann ausgewachsen, wenn das körperliche Wachstum beendet ist, meist aber bereits mit 14 Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man auf die Entwicklung der Sehkraft durchaus noch Einfluss nehmen. Die Augengröße spielt keine Rolle für das Augenwachstum oder die Sehkraft.

Bis zum 18. Lebensjahr haben Kinder und Jugendliche einen kassenärztlichen Anspruch auf eine Sehhilfe, wenn diese benötigt wird.