Das Sehen

Optische Täuschungen – wenn das Auge Streiche spielt

Optische Täuschungen – wenn das Auge Streiche spielt

 

 

 

Im Optikpark von Rathenow an der Havel, etwa 70 Kilometer von Berlin entfernt, gibt es visuelle Erlebnisse der besonderen Art zu bestaunen: bunte Pyramiden, klingende Farbräume, Strahlenbeete in allen Regenbogenfarben und Installationen mit optischen Täuschungen. Darunter beispielsweise eine große Fläche voller geometrischer Quadrate und Punkte, die dem Betrachter als in gebogenen Linien angeordnet erscheinen, obwohl sie alle auf einer Geraden liegen.

 

 

 

Bei einer optischen Täuschung wird mit der Wahrnehmung des Sehens gespielt. Es gibt verschiedenste Formen visueller Trugbilder. In der illusionistischen Malerei, dem Trompe-l’œil-Stil, erlebte diese Kunst des Irreführens während der Renaissancezeit ihren Höhepunkt. Durch die perspektivische Darstellung wurde geschickt Dreidimensionalität vorgetäuscht. Mithilfe der Malkunst entstanden Raumtiefe und weite Ausblicke , wo sie gar nicht vorhanden waren. Die Auftraggeber ließen sich so Innenräume von beeindruckender Größe erschaffen und Blicke in Landschaften, die weit entfernt von ihren Haustüren lagen.

 

 

 

Tiefe, Farbe, Bewegung – die Wahrnehmung dieser Aspekte des Sehens lässt sich manipulieren. Da Sehen immer auch etwas mit den Erfahrungen des Sehenden zu tun hat, geben Auge und Gehirn nicht eine reale, objektive Welt wieder, sondern eine visuell und individuell interpretierte. Das Gehirn verarbeitet die Sehimpulse des Auges, und dieser Prozess ist leicht zu irritieren. Das wird deutlich an den Kippbildern, auf denen der eine zum Beispiel eine junge Frau mit Pelzkragen erkennt, der andere aber eine hakennasige Alte mit Kopftuch zu sehen meint.

 

 

 

Ausführlich mit der menschlichen Wahrnehmung und der visuellen Verarbeitung auseinandergesetzt hat sich die Gestaltpsychologie, eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene neue Richtung. Optische Täuschungen haben also nichts mit Sehstörungen oder Augenproblemen zu tun, sondern sie sagen etwas aus über die Verarbeitung und die Interpretation von Sehinformationen. Auf der Fülle der gemachten Erfahrungen basierend, setzt das Gehirn aus einem „Sehbild“ quasi ein „Sinnbild“ zusammen. Dass der Betrachter dabei vielleicht gerade einer optischen Täuschung auf den Leim gegangen ist, wird ihm nicht bewusst – es sei denn, man erklärt es ihm. Aber Kunst und Architektur, Film und Fernsehen machen sich dieses Phänomen gern zunutze, und letzten Endes hat der Betrachter ja auch seinen Spaß daran.