Das Sehen

Den Augen trauen? – Halluzination und optische Täuschung

Besonders Halluzinationen sind vielschichtige Phänomene, die unterschiedliche Ursachen haben können.

Ein relativ häufiger Auslöser für optische Halluzinationen, also gesehene Bilder ohne reale Entsprechung, sind ausgeprägter Schlafmangel oder starke Erschöpfung. Nach einer entsprechenden Ruhephase klingen sie meist folgenlos wieder ab.

Weitere Ursachen können sein:

  • Längerer Aufenthalt in einer reizarmen Umgebung wie dunklen, ruhigen Räumen.
  • Bei manchen Migräne-Patienten gehen dem Kopfschmerz optische Sinnestäuschungen wie Lichtblitze, Flecken oder Muster voraus. Diese Wahrnehmungen nennt man Aura.
  • Bei Augenerkrankungen wie einer Netzhautablösung können ebenfalls optische Halluzinationen wie Lichtblitze, Flecken, Muster, Licht- oder Farbenschein entstehen.
  • Hohes Fieber und/oder starker Flüssigkeitsmangel können ebenfalls Halluzinationen bewirken. Diese gehen dann häufig mit Unruhe und Orientierungslosigkeit einher.
  • Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns wie ein Schlaganfall, Epilepsie oder Demenz rufen ebenfalls nicht selten Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervor. Die Ursachen können psychisch oder physisch sein.
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch, aber auch Entzugssymptome bedingen ebenfalls Halluzinationen. Diese sind gegebenenfalls vom Konsumenten gewünscht und führen deshalb leicht in eine Abhängigkeit vom halluzinogenen Wirkstoff.
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen können auch Nebenwirkungen von Medikamenten sein. Das gilt relativ häufig für Mittel gegen Epilepsie (Antiepileptika), Parkinson und Allergien (Antihistaminika) sowie Medikamente, die zur Vorbeugung von Malaria eingenommen werden.
  • Auch spirituelle und religiöse Erregungszustände können Halluzinationen auslösen. Die Wahrnehmung ist dann derart fokussiert, dass zum Beispiel ganze Szenen gesehen und gehört werden.

Halluzinationen werden immer vom Gehirn erzeugt und grenzen sich von der optischen Täuschung dadurch ab, dass kein objektiver Bezug zur Realität besteht.

Bei der optischen Täuschung hingegen wird ein tatsächlich gesehenes Objekt vom Gehirn uminterpretiert. So werden möglicherweise Linien als Bewegung gesehen oder Farben als Wellen. Hier machen die Augen beim Sehvorgang erst einmal alles richtig. Die Informationen werden dann vom Gehirn anhand von Erfahrungswerten so zusammengesetzt, dass ein möglichst sinnvolles Bild entsteht.

So liefert das Auge beispielsweise Informationen über ein aufrechtes, längliches braunes Objekt mit vielen kleinen grünen Objekten an seinem oberen Ende. Erst das Gehirn setzt diese Informationen zu einem Baum zusammen, weil wir zuvor schon viele Bäume gesehen haben.

Bilder, die in diese Logik nicht passen, werden kurzerhand “nachbearbeitet”. Nach diesem Prinzip entstehen optische Täuschungen und Halluzinationen so gut wie immer. Unser Gehirn sucht nach Struktur für uns. Je mehr da ist, umso besser.