eine Kölner Biographie
Das gibt´s auch nur in Köln: Zwei echte Kölsche Originale, die es nicht einmal wirklich gegeben hat.
Tünnes und Schäl sind die augenzwinkernde Verkörperung des Ur-Kölners. Ein bisschen ?listig, ein bisschen einfältig, ein bisschen angeberisch und doch so gutmütig. Dieser Form der Selbstironie wurde sogar ein Denkmal gesetzt. ?In der Altstadt, gleich gegenüber der romanischen Kirche Groß Sankt Martin, stehen Tünnes und Schäl im andauernden Zwiegespräch. Die glänzende Nase verdankt Tünnes den zahlreichen Besuchern, die der Legende Glauben schenken, dass ein kräftiger Griff an dieselbe Glück bringt.
Dabei trat das Gespann nicht immer gemeinsam auf. Johann Christoph Winters, der Gründer des ersten Kölner Hänneschentheaters, etablierte im Jahre 1803 den Tünnes als Figur in seinem Ensemble. Die Einführung der Figur des Schäl folgte später in den 1850er Jahren. Man geht heute davon aus, das Schäl sozusagen der fleischgewordene Seitenblick auf den konkurrierenden Theaterbetreiber Franz Millewitsch, einen Vorfahr des Volksschauspielers Willy Millowitsch, war. Dieser war angesiedelt auf der Deutzer Seite des Rheins, also der „schäl Sick“.
Tünnes ist ein einfacher Bauer, der die Kleidung eines Fuhrmannes der Kohlbauern trägt, die es im 18. und 19. Jahrhundert gerade ?im Kölner Norden besonders viel gab. Das Halstuch ist nicht das Einzige, was am Tünnes rot ist: Er ist auch „ne Fuss“, was in Köln angeblich besonders häufig vorkommen soll, da die Köl-?ner eine Mischung aus schwarzhaarigen Römern und blonden Germanen sind, was bekanntlich zu rothaarigem Nachwuchs führt. Und selbst die Nase ist beim Tünnes rot, denn er kann schon mal ein Tröpfchen vertragen. Vom Gemüt her ist er eher simpel, und wenn er mal etwas Schlimmes anstellt, dann fast immer nur aus Unwissenheit. Der Name „Tünnes“ kommt von Anton, wird aber auch manchmal als Bezeichnung für jemanden verwendet, den man für etwas dumm hält.
Schäl gibt sich ganz als feiner Lebemann im guten Anzug und mit Hut. Doch die vornehme Kleidung kann nicht verbergen, dass er eher ein kleiner Gauner ist. Sein Name bedeutet „schielend“. Und wirklich stehen seine Augen entsetzlich über Kreuz. Aber auch der Fingerzeig auf die bereits erwähnte „schäl Sick“, wobei „schäl“ begrifflich mit „falsch“ oder „schlecht“ gleichzusetzen ist, ist wohl kaum zufällig.
Tünnes und Schäl gehören zur Stadt Köln wie Kölsch und Karneval. Teils pfiffig, teils blöd und auf jeden Fall gehörig respektlos nehmen sie in Büttenreden, Theatern, Presse oder einfach zwischendurch die Kölner Mentalität auf´s Korn.
Kleine Kostprobe?
Tünnes will direkt nach der Arbeit auf der Baustelle irgendwohin gehen, aber nicht seine „Schöpp“ mitnehmen. Also steckt er die Schaufel gut sichtbar in die Erde und heftet einen Zettel daran: „Leeve Schäl, bring mir de Schöpp met! Ich han se vergesse! Dinge Tünnes.“ Am nächsten Tag steckt die Schaufel noch immer in der Erde, aber auf den Zettel ist zusätzlich gekritzelt worden: „Leeve Tünnes, dat kann ich net. Ich han de Schöpp nit gesin. Dinge Schäl.“