Katzen sehen tatsächlich besser als wir, auch in der Dunkelheit. Das trifft allerdings auf die meisten nachtaktiven Tiere zu.
Dabei funktionieren unsere Augen grundsätzlich ähnlich:
Wenn Lichtstrahlen durch die Pupille dringen, werden sie im Auge auf der Netzhaut gebündelt. Die Netzhaut ist mit dem optischen Nerv verbunden, der die Lichtimpulse ans Gehirn weiterleitet. Im Auge gibt es Rezeptorzellen, die sogenannten Stäbchen und Zäpfchen. Zäpfchen sorgen dafür, dass Details und Farben wahrgenommen werden können. In den Augen nachtaktiver Tiere sind die Stäbchen in deutlich höherer Anzahl vorhanden und besonders aktiv.
Katzen verfügen außerdem im hinteren Augeninneren über eine spiegelähnliche Schicht, das Tapetum. Dieses wirkt als eine Art Restlichtverstärker. Die Lichtstrahlen werden auf dem Tapetum reflektiert, passieren so die Netzhaut ein zweites Mal und können von den Zäpfchen doppelt ausgewertet werden. Die beschriebene Spiegelung ist übrigens der Grund dafür, dass Katzenaugen im Dunkeln leuchten.
Der Tiefseekrebs Gigantocypris schlägt die Katze allerdings noch um Längen. Seine Spiegelaugen können minimalste Lichteinfälle bündeln, sodass er auch bei von uns empfundener völliger Dunkelheit – ein in der Tiefsee bekanntermaßen üblicher Zustand – noch gut sehen kann.
Totale Finsternis kommt in der Natur übrigens so gut wie gar nicht vor.
Die ungeliebte Stubenfliege ist in Sachen Sehfähigkeit ein echter Star. Sie visiert die Käseplatte nicht wie wir mit nur einem Augenpaar an, sondern mit ganzen 3000. Bis zu 200 Bilder in der Sekunde verarbeitet das Hochleistungsauge der Stubenfliege. Das menschliche Auge schafft gerade einmal 60 Bilder pro Sekunde. Ein Actionfilm zeigt etwa 20 Bilder pro Sekunde – für die Stubenfliege quasi ein Diavortrag.
Auf der Netzhaut eines Adlers befinden sich etwa siebenmal so viele Zellen wie auf der des Menschen. So kann er eine Maus aus etwa zwei Kilometern scharf erkennen. Das gesunde menschliche Auge macht bereits nach wenigen Metern schlapp.
Der Hammerhai hat im Laufe der Evolution seine Augen ganz außen am sowieso schon breit ausgestellten Kopf positioniert. Das verschafft ihm nicht nur ein Blickfeld von annähernd 360 Grad, sondern er ist sogar in der Lage, die Wahrnehmung der beiden Augen getrennt zu verarbeiten. Der Hammerhai kann Stereo sehen!
Doch bei all den niederschmetternden Vergleichen darf nicht vergessen werden: Wir jagen weder in der Tiefsee, noch kreisen wir mit einer Lebenserwartung von etwa vier Wochen über dem Esstisch und sind quasi Beute für jeden. Der Mensch ist ein Alleskönner, auch wenn er in allem vergleichsweise nicht besonders gut ist. Für unser Leben und Überleben sind wir jedenfalls von der Natur hervorragend ausgerüstet.