Das Sehen

Rund ums Auge – Die Bedeutung des Blickkontakts

Blickkontakt meint das gegenseitige In-die-Augen-Sehen zweier Menschen und ist ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Kommunikation. Über den Blickkontakt lassen sich sämtliche Facetten der nonverbalen Körpersprache abbilden und empfangen.

Bei Babys ist das Anlächeln einer vertrauten Person unter Blickkontakt einer der ersten Meilensteine in der sozialen Entwicklung und ein konstruktives Verhalten, das die emotionale Bindung stärkt.

Ein unbewegtes Anstarren wird unter Menschen als aggressiv oder zumindest feindlich empfunden. Ein ausweichender Blick an den Augen des Kommunikationspartners vorbei wird meist als Unsicherheit oder auch Desinteresse verstanden.

Die Dauer eines Blickkontakts ist ausschlaggebend für die Einschätzung seiner Botschaft. Oft ist es schwierig, die richtige Dauer des Blickkontaktes zu finden. Zu kurzer Kontakt kann Desinteresse, Unsicherheit, Verlegenheit oder Unehrlichkeit transportieren. Ein sehr intensiver Blickkontakt beinhaltet hingegen eine besonders bedeutsame Kommunikation aus Sicht des Senders. Zu langes fokussiertes Ansehen wird allerdings häufig als unangenehm, unhöflich und/oder abwertend empfunden.

Der gute Mittelweg ist schmal. Verhaltensforscher ermittelten 3,3 Sekunden als die bevorzugte Blick-Dauer aus Sicht der angesehenen Person. Blickkontakt, der unter 1 Sekunde oder über 9 Sekunden dauert, wird allgemein als unangenehm empfunden. Diese Zeitspannen sind weitgehend unabhängig von den dabei auftretenden Emotionen.

Die Grundeinschätzungen über die Bedeutung verschiedener Arten des Blickkontakts teilen wir im Wesentlichen mit Primaten und einigen weiteren Säugetierarten, mit denen uns ein engeres evolutionäres Erbe verbindet.

Es ist erforscht und bewiesen, dass Informationen insgesamt besser aufgenommen und im Gedächtnis behalten werden, wenn sie unter Blickkontakt vermittelt werden.

Es gibt jedoch auch kulturell erlernte Unterschiede in der Interpretation des Blickkontaktes. Im asiatischen Raum, beispielsweise in China oder Japan, wird der direkte Blick häufig als zu offensiv empfunden und daher grundsätzlich vermieden.

Autisten sind Menschen mit einer besonderen Art der sozialen Wahrnehmung. Sie sind oft nicht in der Lage, verbale und nonverbale Nachrichten in einem Gespräch gleichzeitig zu verarbeiten. Typischerweise führt das dazu, dass Autisten ihr Gegenüber umso weniger ansehen, je intensiver sie sich mit dem Inhalt des Gespräches beschäftigen. Dies ist sozusagen der genaue Gegensatz zu dem als normal gelernten sozialen Verhalten und führt dadurch häufig zu Fehleinschätzungen und -interpretationen.

Ein gewollter und sehr bewusster Einsatz des Blickkontakts wird vom Gegenüber übrigens schnell als solcher entlarvt. Diese Einschätzung läuft meist unterbewusst ab, kann aber eine Kommunikation durchaus negativ beeinflussen.