Das Sehen

Mit Kinderaugen – So sehen Babys ihre Welt

Eine scharfe und voll entwickelte Sicht gleich nach der Geburt würde die kleinen Menschen bei Weitem überfordern.

Deshalb hat die Natur es so eingerichtet, dass Babys erst nach und nach das räumliche Sehen entwickeln. Auch die Sehschärfe reift bis etwa zum Ende des ersten Lebensjahres. So sind Neugeborene vor unwillkürlicher optischer Reizüberflutung geschützt, die das Gehirn als Information noch gar nicht verarbeiten oder einordnen kann.

In den ersten Lebenswochen sind Babys kurz- und weitsichtig zugleich und können nur in einem Bereich von etwa 20 bis 30 Zentimeter vor ihrem Gesicht scharf sehen. Das entspricht dem Abstand, den das Kind beim Stillen zum Gesicht der Mutter hat.

Wie im Bauch nehmen Babys hell und dunkel wahr und wenden sich automatisch starken Lichtquellen wie Lampen oder der Sonne zu. Auch Formen und satte Farben wecken ihr Interesse. Sie können jedoch noch keine Details erkennen, sondern unterscheiden nur große Objekte mit starken Kontrasten.

Besonders spannend sind für Neugeborene Gesichter. Fast unmittelbar nach der Geburt nimmt ein Baby Augenkontakt mit seiner Mutter auf. Das passiert zuerst nur für Sekunden, da der Fokus nicht länger gehalten werden kann. Besonders interessieren sich Babys für die kontrastreichen Übergänge vom Gesicht zum Hintergrund oder der Stirn zum Haaransatz sowie für die beweglichen Elemente wie Augen und Mund. So lernen die Kleinsten schnell, Gesichter voneinander zu unterscheiden.

Etwa nach vier Monaten ist das Farbensehen voll ausgeprägt. Objekte, Gesichter und Hintergründe können gut voneinander unterschieden werden. Mobiles und andere bewegliche Elemente begeistern die meisten Babys dieses Alters.

In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres reift die Tiefenwahrnehmung aus. Auch weiter entfernte Gegenstände werden nun mit Interesse verfolgt. Das Gehirn hat gleichzeitig einen Entwicklungsstand erreicht, auf dem es das Gesehene angemessen kategorisieren und emotional verarbeiten kann. Die meisten Babys können sich krabbelnd, robbend oder rollend fortbewegen und so ihre anvisierten Ziele eigenständig erreichen.

So schafft die Natur ideale Voraussetzungen für Babys, ihre Umwelt Stück für Stück kennenzulernen und zu erkunden.