Was unsere Augenfarbe alles über uns aussagt
Haben Sie grüne Augen? Dann schätzen Sie sich glücklich, dass Sie nicht vor 500 Jahren gelebt haben. Sie wären Gefahr gelaufen, wegen Hexerei angeklagt und verurteilt zu werden.
Den Augen – dem Fenster zur Seele – wird so manche mythische Kraft und Charaktereigenschaft zugesprochen. Die Augenfarbe eines Menschen dient auch heute noch vielfach dazu, Rückschlüsse auf ihren Träger zu ziehen.
So gelten braunäugige Menschen verbreitet als leidenschaftlich, emotional und treu, während mit blauen Augen zum Beispiel Unschuld, Sanftheit und Intelligenz verbunden werden. Grauen Augen wird eine gewisse Kälte und Zielstrebigkeit unterstellt. Grüne Augen symbolisieren etwas Geheimnisvolles, Mystisches und Unbezähmbares.
Doch was hat es mit diesen legendären Attributen auf sich und welche Fakten lassen sich tatsächlich über die Augenfarbe zusammentragen?
Wer grüne Augen hat, darf sich zu Recht als etwas Besonderes bezeichnen, denn sie kommen nur bei circa 2 Prozent der Weltbevölkerung vor. Dann gibt es noch Menschen mit grün-braunen Augen, was ebenfalls recht selten ist. Der Großteil der Menschen, etwa 90 Prozent, hat braune Augen, nur in den nordischen Ländern und den USA überwiegen die Blauäugigen. Es wird angenommen, dass blaue Augen erst vor etwa 6.000 bis 10.000 Jahren durch Genmutation im Gebiet nordwestlich des Schwarzen Meers entstanden, und somit alle blauäugigen Menschen einen gemeinsamen Vorfahren haben.
Theoretisch müssten alle Augen blau sein. Genau genommen sind sie das auch. Der farbige Ring in unseren Augen, die Iris, enthält eine trübe farblose Substanz. Sie heißt Stroma und besteht aus feinsten Bindegewebsfasern. Die trübe Flüssigkeit streut das einfallende Licht, und es erscheint dann nicht mehr farblos, sondern blau. Diese Grundfarbe des Auges kann jedoch verändert werden. Das geschieht durch Pigmente, die im Stroma und in der Vorderwand der Iris enthalten sind. Diese Pigmente bestehen aus dem Protein Melanin, das auch unsere Haut- und Haarfarbe bestimmt. In geringer Konzentration wirken die Melanin-Moleküle wie ein gelber Filter. Zusammen mit dem blauen Licht erscheint das Auge grün. Besonders viele Melaninpigmente geben dem Auge eine braune Färbung. Deswegen haben hellhäutige und blonde Menschen eher blaue Augen, während die Iris von dunkelhäutigen mit dunklen Haaren meist braun ist.
Menschen mit mitteleuropäischen Wurzeln kommen heutzutage in den allermeisten Fällen mit blauen Augen auf die Welt, weil bei der Geburt kaum Melanin im Körper vorhanden ist. Erst nach einigen Monaten bildet sich durch die Einlagerung braunfärbender Melanin-Moleküle eine charakteristische Augenfarbe. Diese kann sich gegebenenfalls sogar bis zur Pubertät verändern.
Eine Sonderrolle spielen Menschen mit Albinismus oder Leuzismus. Die umgangssprachlich zusammenfassend als Albinos bezeichnete Gruppe von etwa 0,01 Prozent der Weltbevölkerung entbehrt aufgrund eines Gendefektes größtenteils bis vollständig die körpereigene Produktion von Melanin. Die Augenfarbe erscheint so meist wässrig hellblau.
Generell wird die Augenfarbe als wesentliches und weitgehend unveränderliches äußerliches Merkmal eines Menschen verstanden und im Pass und Personalausweis eingetragen. Die Bestimmung der Augenfarbe ist wichtiger Bestandteil von Personenbeschreibungen.
Und der legendäre Rückschluss auf die zugesprochenen Charaktereigenschaften? Überlegen Sie selbst …