Auch in der Natur findet man vielfach die Aufteilung des Goldenen Schnittes, beispielsweise bei Blätter- und Blütenanordnungen von Pflanzen, bei Körperproportionen und sogar bei Gesteinsformationen und Kristallen. Gesichter, deren Augen-Nase-Mund-Verhältnis dem Goldenen Schnitt entspricht, nehmen wir als besonders schön und anziehend wahr.
Der Goldene Schnitt teilt eine Strecke in einen längeren und einen kürzeren Teil, ungefähr zwei Drittel zu ein Drittel. Das Verhältnis der beiden Streckenteile entspricht dem Verhältnis zwischen ganzem Teil und längerem Teil und liegt bei etwa 1 : 1,618.
Gelehrte, Philosophen und Künstler sollen sich seit je der Formel des Goldenen Schnitts bedient haben. Zahlreiche Bauwerke und Gemälde aus allen Epochen arbeiten mit dieser natürlich schönen Proportion. Allerdings wurde der Goldene Schnitt bis in die Renaissance hinein von seinen Anwendern kaum explizit erwähnt, was vermuten lässt, dass er vielfach schlicht intuitiv verwendet wurde.
Unter anderem dem Psychologen Gustav Theodor Fechner ist es zu verdanken, dass die Formel im Europa des 19. Jahrhunderts populär wurde. Er fragte und forschte nach einem als harmonisch empfundenen Rechteck – es siegte die goldene Variante.
Das heißt zusammengefasst: Wenn wir etwas als schön empfinden, findet sich darin oft der Goldene Schnitt. Die Formel garantiert eine gute Proportion und hat sich zum ästhetischen Standard gemausert, und das trotz eines eigentlich fehlenden Nachweises ihrer Gültigkeit.
In der Natur kommt die goldene Proportion häufig vor. Insgesamt überwiegt aber die Symmetrie, also das Gleichmaß von zwei Hälften.
So verrät die Popularität des Goldenen Schnittes auch viel über uns Menschen und unsere Suche nach harmonischen Regeln und Wiedererkennungswerten. Vieles von unserem Schönheitsverständnis ist gelernt, da wir bestimmte Proportionen immer wieder wahrnehmen und so den Anblick verinnerlichen.
Glücklicherweise liegt die Schönheit immer noch im Auge eines jeden Betrachters.