Die Göttergeschichte um das Horusauge stellt moderne Seifenopern weit in den Schatten:
Horus, seines Zeichens Lichtgott und Sohn der Fruchtbarkeitsgöttin Isis und des Gottes des Jenseits Osiris, trägt den Mond als linkes und die Sonne als rechtes Auge im Gesicht.
Osiris wurde einst von seinem missgünstigen Bruder Seth getötet und anschließend in Teilen über das ganze Land verstreut. Die trauernde Isis sammelte Osiris wieder ein und schenkte ihrem Sohn Horus ein Auge von Osiris. Dieses nahm die Stelle des Mondes auf der linken Gesichtshälfte ein.
Später nahm Seth auch Horus das linke Auge wieder ab, welches dieser aber mit Hilfe anderer Götter unversehrt zurückgewann. So wurde das Horusauge das Symbol für alles, was mit Vervollständigung und Heilung zusammenhing, war aber auch mit Schutz, Vollkommenheit und Macht verbunden. Es diente fortan als Schutzelement gegen den Bösen Blick und in einem weiteren Sinne gegen alle vorstellbaren Gefahren.
Graphisch sehen wir über dem Auge eine breite Augenbraue und unter den Wimpern eine Spirale, die absteigend von links nach rechts führt. Einige behaupten, es handle sich dabei um ein Überbleibsel des Falkengefieders, da Horus sich gelegentlich in dieses Tier verwandelte.
Auch astronomische Aspekte werden von der altägyptischen Mythologie mitbedient, denn am Tag von Horus’ Geburt, ab dem sich Sonne und Mond in seinem Gesicht befanden und somit Diesseits und Jenseits begannen eine Einheit für das Leben zu bilden, lagen Erde, Sonne und Mond auf einer Linie.
Wir teilen – abgesehen von der recht blumigen Interpretation – die Ansicht der alten Ägypter insofern, als das Augenlicht einer der wichtigsten Bestandteile unseres Lebens ist.